Im Deckmantel eines Gastbeitrags fordert man das Verbot – die Replik der Betroffenen war nicht erwünscht. Ein weiteres Beispiel für die Arbeitsweise der Regimemedien

Man möge sich erinnern: Die Liste GAZA trat bei den vergangenen Nationalratswahlen an, um „Stimmen gegen den Völkermord“ hörbar zu machen. So lautete auch der offizielle Langtitel der Liste. 

Der politisch-mediale Machtkomplex hatte sich für die Taktik des Verschweigens entschieden. Die sonst üblichen Verleumdungen und Hasspropaganda würden nur zu noch mehr Hörbarkeit führen. So könnte das Kalkül gelautet haben.

Doch nach den Wahlen schlug „Die Presse“ dann doch zu und lies in der Rubrik „Gastkommentar“ das Verbot der Liste GAZA fordern. https://www.diepresse.com/18960628/die-liste-gaza-und-die-feindbildpolitik

Unsere Spitzenkandidatin Irina Vana nahm mit der Redaktion Kontakt auf. Sie fragte an, ob im Sinne der dargestellten Bereitschaft abweichende Meinungen sowie eine Diskussion zuzulassen, sie als Vertreterin der Angegriffenen, ihre Meinung kundtun könnte.

Irgendwann gab es dann eine vage Zusage. Irina Vana klopfte in die Tasten und lieferte ihren Beitrag. Mehrfach wurde sie aufgefordert zu kürzen. Die Wochen und Monate vergingen.

Irgendwann wurde es uns dann zu bunt und wir veröffentlichten einmal die Replik in einer mittellangen Version. https://www.palaestinasolidaritaet.at/2024-11-10-den-voelkermord-auf-den-stimmzettel-bringen-protest-ist-eine-demokratische-pflicht/

Seitens des Regimeblattes hatte es nie einen Exklusivitätsanspruch gegeben, zumal ja auch der größere Umfang den Text variierte.

Doch damit hatte „Die Presse“ endlich eine formale Ausrede gefunden, die abweichende Meinung nicht zu veröffentlichen und die „Stimmen gegen den Völkermord“ auszublenden.

So funktioniert ihre Meinungsfreiheit und Pluralität. Das Ergebnis: keine Kritik am israelischen Völkermord!

Willi Langthaler

Hier die finale Antwort der Redaktion. Name wurde weggelassen, weil die Leute ja gerne klagen, wenn sie wissen, dass sie moralisch im Unrecht sind.

09.12.2024 14:53

Sehr geehrte Dr. Irina Vana,

 danke für Ihre Zeilen. Da ich in dieser Thematik nicht eingebunden war (weil selbst auf Herbstferien Ende Oktober/Anfang November), vertraue ich hier voll und ganz der Entscheidung meiner Kollegin […].

Ich kann Ihren Unmut mit der Verschiebung und der endgültigen Absage nachvollziehen, darf allerdings darauf hinweisen: Wir bekommen so unfassbar viele Angebote jeden Tag, wir sehen uns außerstande alle Texte unterzubringen, die uns erreichen, das gilt auch für Repliken.

Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung bei uns. Und hie und da passiert es auch, dass wir einen Text zuerst zusagen, diesen dann aber aufgrund der Nachrichtenlage verschieben und ihn am Ende sogar komplett streichen müssen. So ist es auch diesmal passiert, was uns sehr leid tut. Aber meine Kollegin hat auch danach entschieden, weil Ihre Replik bereits andernorts erschienen und somit “in der Welt” war.

Das hat Sie Ihnen auch mitgeteilt.

Ich bitte Sie, diese Entscheidung zu respektieren. Was wir generell anbieten können, ist ein Leserbrief, der zeitnah direkt auf einen Text Bezug nimmt oder ein neuerlicher Gastkommentar, der aber nicht mehr auf die wochenlang zurückliegende Debatte Bezug nimmt.

In der Hoffnung auf Ihr Verständnis und mit freundlichen Grüßen 

Sehr geehrte Frau Wallner,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Mir ist bewusst, dass es kein Anrecht auf Veröffentlichung gibt. Allerdings denke ich, dass die Presse, als Qualitätszeitung, durchaus davon profitieren würde unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen und zu veröffentlichen.

Ich denke daher nicht, wie ich bereits in meinem vorherigen E-Mail argumentiert habe, dass die Veröffentlichung eines längeren Beitrags zum Thema auf der Seite der Palästina Solidarität mit der Veröffentlichung der Originalversion in der Presse gleichzusetzten ist bzw. diese notgedrungen ersetzt. Sie können als etablierte Zeitschrift bedeutend mehr Menschen erreichen.

Natürlich, respektiere ich Ihre Entscheidung, den Text nicht zu veröffentlichen. Ich bin jedoch nicht überzeugt, dass diese Entscheidung rein organisatorische Gründe hat. Vielmehr denke ich, dass das Thema des Beitrags ein Grund ist, warum die Replik nicht aufgenommen wird.

Das finde ich persönlich sehr schade.

Mit freundlichen Grüßen

Irina Vana

https://www.palaestinasolidaritaet.at/2024-11-21-die-ideologie-der-feindbildpolitik-gegen-die-liste-gaza/