Redebeitrag von Sali Attia bei der Palästina-Demo am 2.11.24 in Wien Favoriten. Sali stammt aus Kärnten, ist Lehrerin in Wien und war Spitzenkandidatin für die Liste GAZA im Wahlbezirk Wien Süd
Liebe Mitmenschen,
ich wurde gebeten eine Rede für die heutige Demonstration vorzubereiten. Aber eigentlich fällt es mir heute wirklich schwer meine Gedanken über Palästina und Gaza in Worte zu fassen. Es fällt mir richtig schwer die Zahlen der getöteten Menschen zu begreifen. Es fällt mir absolut schwer das Ausmaß der Zerstörung zu realisieren. Und es fällt mir noch schwerer diese Ungerechtigkeit zu akzeptieren. Ich frage mich was muss noch alles geschehen um diesen Wahnsinn zu stoppen. Ich frage mich wie viele Kinder noch sterben müssen um diese Brutalität zu verurteilen. Ich frage mich wie viele Flüchtlinge in Zelten bei lebendigem Leibe noch brennen müssen, um diesen Hass abzulehnen. Mit all diesen Fragen und Gedanken in mir, fühle ich auch eigentlich eine große Enttäuschung. Enttäuschung von PolitikerInnen, von VertreterInnen meiner eigenen muslimischen Community, Enttäuschung von AktivistInnen, Enttäuschung von MedienvertreterInnen usw. denn eigentlich geht es hier um das wertvollste Fundament unserer Gesellschaft, nämlich den Menschenrechten.
Die Menschenrechte sind das Versprechen, dass jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Glauben, mit Würde und Respekt behandelt werden muss. Die Erklärung der Menschenrechte erinnert uns daran, dass jeder Mensch ein unantastbares Recht auf Freiheit, Gleichheit und Sicherheit hat. Aber das grausame Geschehen in Gaza hat uns allen gezeigt, dass es Menschen gibt, die privilegiert sind und ihren Anspruch auf Menschenrechte beanspruchen können. Und andere Menschen eben nicht privilegiert sind und ihnen dabei sogar das Menschsein abgesprochen wird bzw. ihnen ihr Anspruch auf die Menschenrechte verwehrt wird. Diese Realität ist eigentlich erdrückend!
Doch wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Denn es ist nicht das Versagen der Menschenrechte, sondern es ist ein rein menschliches Versagen. Es ist sehr gefährlich, wenn wir mit zweierlei Maß unsere Menschenrechte einsetzen.
Wir müssen uns an die Menschenrechte festhalten. Wir müssen uns die Hoffnung aus den Menschrechten nehmen. Denn die Hoffnung ist der Funke, der uns antreibt. Sie ist der Glaube daran, dass Veränderung möglich ist.
In der Geschichte haben wir unzählige Beispiele gesehen, in denen mutige Menschen sich für ihre Rechte und die Rechte anderer eingesetzt haben. Sie haben Widerstand geleistet, oft unter extremen Bedingungen, sie waren mutig, tapfer und ließen sich nicht unterkriegen, egal wie lange es gedauert hat.
Jeder von uns hat die Möglichkeit, Teil dieser Veränderung zu sein. Es beginnt mit kleinen Taten: Aufstehen für das, was richtig ist, anderen zuzuhören und solidarisch zu sein. Wenn wir unsere Stimmen erheben und uns für Gerechtigkeit einsetzen, können wir gemeinsam eine Zukunft gestalten, in der die Menschenrechte für alle gelten.
Lasst uns also heute gemeinsam die Hoffnung nähren. Lasst uns für eine Welt kämpfen, in der die Menschenrechte nicht nur eine Theorie sind, sondern gelebte Realität. Gemeinsam können wir Brücken bauen, Barrieren überwinden und eine Gesellschaft schaffen in der jeder Mensch in Freiheit und Würde leben kann.
Nicht umsonst hat Nelson Mandela gesagt: „Wir wissen nur zu gut, dass unsere Freiheit unvollständig ohne die Freiheit der Palästinenser ist!“ Unsere Freiheit hier in Österreich, wird solange unvollständig bleiben, solange die Menschen in Palästina, Libanon und überall auf der Welt, ihre Freiheit nicht erlangen. Und deswegen werden wir weitermachen! Wir werden nicht aufgeben solange es noch Ungerechtigkeit, Kolonialismus und Apartheit gibt! In diesem Sinne „free free palestine“!