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Warnung: Das Gedenken an die Opfer der Shoah wird instrumentalisiert


24. Juni 2024

In Mauthausen und seinen Nebenlagern sind über 100.000 Menschen ermordet worden. Das Konzentrationslager Mauthausen war das einzige Konzentrationslager der Kategorie III. Die Kategorie III bedeutete Vernichtung durch Arbeit. Es gibt unzählige Berichte über die Gräueltaten, die dort zwischen 1938 und 1945 an den Insassen des KZs verübt wurden. Auch wenn es mir schwer fällt zu verstehen, wie Menschen in der Lage sein können solche Gräueltaten zu verüben, müssen wir uns eingestehen, dass es Menschen waren, die anderen Menschen das angetan haben.

Am 6.5. wurden etwa 40.000 Insassen aus dem KZ Mauthausen durch die US Armee befreit.

Zehn Tage nach der Befreiung verlasen die befreiten Häftlinge einen Schwur – ein Versprechen, das sie sich gegeben hatten. Sie schworen sich, die internationale Solidarität des Lagers in ihrem Gedächtnis zu bewahren und aus dem Geschehenen die Lehren zu ziehen. Der Weg zum Aufbau einer neuen gerechten, freien Welt sollte niemals verlassen werden.

Wir stehen heute hier im Gedenken an die Opfer und im Gedenken an Ihren Aufruf – dem Mauthausenschwur – in dem sie die internationale Solidarität und die Freiheit aller Völker beschworen.

Wir stehen heute hier und warnen davor, das Gedenken an die Opfer der Shoa zu instrumentalisieren indem der Kampf gegen Antisemitismus für den Rassismus gegen Andere, vorranging MuslimInnen, missbraucht wird. Dies geschieht nicht in unserem Namen!

Wir stehen heute hier und fordern – im Besonderen – von unserer Regierung das Gedenken und den Schwur der Überlebenden zu würdigen indem sie dem Grundsatz „Niemals wieder bedeutet niemals wieder für alle Menschen“ folgen.

Mauthausen Schwur, 16.5.1945

“Es öffnen sich die Tore eines der schwersten und blutigsten Lager: des Lagers Mauthausen. Nach allen Himmelsrichtungen werden wir in freie und vom Faschismus befreite Länder zurückkehren. Die befreiten Häftlinge – denen noch gestern der Tod aus den Händen der Henker der nazistischen Bestie drohte – danken aus tiefstem Herzen den siegreichen alliierten Nationen für die Befreiung und grüßen alle Völker mit dem Rufe der wiedererlangten Freiheit.

Der vieljährige Aufenthalt im Lager hat in uns das Verständnis für die Werte einer Verbrüderung der Völker vertieft. Treu diesen Idealen schwören wir, solidarisch und im gemeinsamen Einverständnis, den weiteren Kampf gegen Imperialismus und nationale Verhetzung zu führen. So, wie die Welt durch die gemeinsame Anstrengung aller Völker von der Bedrohung durch die hitlerische Übermacht befreit wurde, so müssen wir diese erkämpfte Freiheit als das gemeinsame Gut aller Völker betrachten.

Der Friede und die Freiheit sind die Garantien des Glückes der Völker, und der Aufbau der Welt auf neuen Grundlagen sozialer und nationaler Gerechtigkeit ist der einzige Weg zur friedlichen Zusammenarbeit der Staaten und Völker. Wir wollen nach erlangter eigener Freiheit und nach Erkämpfung der Freiheit unserer Nationen die internationale Solidarität des Lagers in unserem Gedächtnis bewahren und daraus die Lehren ziehen:

Wir werden einen gemeinsamen Weg beschreiten, den Weg der unteilbaren Freiheit aller Völker, den Weg der gegenseitigen Achtung, den Weg der Zusammenarbeit am großen Werk des Aufbaues einer neuen, für alle gerechten, freien Welt. Wir werden immer gedenken, mit welch großen blutigen Opfern aller Nationen diese neue Welt erkämpft wurde.

Im Gedenken an das vergossene Blut aller Völker, im Gedenken an die Millionen, durch den Nazifaschismus gemordeten Brüder geloben wir, dass wir diesen Weg nie verlassen werden. Auf den

sicheren Grundlagen internationaler Gemeinschaft wollen wir das schönste Denkmal, das wir den gefallenen Soldaten der Freiheit setzen können, errichten:

DIE WELT DES FREIEN MENSCHEN.

Wir wenden uns an die ganze Welt mit dem Ruf: Helft uns bei dieser Arbeit! Es lebe die internationale Solidarität!
Es lebe die Freiheit!”

Dalia Sarig*
Gedenkveranstaltung am 18.06.2024 am Morzinplatz zur Verlesung des Mauthausenschwurs.

*Aktivistin, Nachfahre von aus Österreich von den Nazis vertriebenen Juden