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Welches Problem hat der KZ-Verband mit dem Mauthausen-Schwur?


23. Juni 2024

Über die Demontage ihres Sekretärs Wolrab und seinen Einsatz gegen den Völkermord in Palästina

Verlesung des Mauthausen-Schwurs am Morzinplatz in Wien

Am 18.6.24 fand beim antifaschistischen Denkmal am Wiener Morzinplatz, der ehemaligen Gestapo-Zentrale, die öffentliche Verlesung des Mauthausen-Schwurs statt.

Initiiert wurde die Aktion von Ernst Wolrab, dem ehemaligen Landessekretär des KZ-Verbands für Wien und zu diesem Zeitpunkt noch dessen Bundessekretär.

Der Schwur selbst ist ein Dokument außergewöhnlicher Klarheit und ein historischer Auftrag: Der Kampf gegen den Hitler-Faschismus muss gegen jede Form des „Imperialismus“ fortgesetzt werden, mit dem Ziel die „unteilbare Freiheit aller Völker“ zu erreichen. Das Dokument lässt sich in keiner Weise für den transatlantische Regime-Antifaschismus missbrauchen, der den westlich-israelischen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser als „Kampf gegen den Antisemitismus“ legitimiert.

Es ging den letzten Aufrechten darum, die Opferverbände wachzurütteln, auf ihre Pflicht hinzuweisen, dass „Nie wieder“ keine leere Phrase bleiben darf, sondern universell für alle Menschen und Völker gelten muss.

In seiner Replik auf die Kampagne gegen ihn schreibt Wolrab auf den Punkt gebracht: „Als Nachfahre jüdischer politischer Opfer des Faschismus kann ich solche Politik nicht mittragen und den Sinn eines Opferverbandes, der diese Verbrechen rechtfertigt oder herabsetzt, nicht erkennen.“

Der Verlesung schlossen sich weitere Aktivistinnen und Aktivisten an, allesamt Nachfahren von Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime oder Opfern desselben, alle mit jüdischen Wurzeln und viele mit kommunistischem Hintergrund. (Hier die gesammelten Reden als Videos.) Madeleine Petrovic, grünes Urgestein und nun Kandidatin zum Nationalrat mit einer oppositionellen Liste, konnte nicht teilnehmen, versicherte der Initiative jedoch ihrer vollen Unterstützung.

In der Folge adoptierte das neu geschaffene Bündnis „Stimmen für die Neutralität“ die Initiative, ist doch die Neutralität in Verfassung und zwischenstaatliche Verträge gegossenes Ergebnis des antifaschistischen Kampfes.

Einen Tag nach der Kundgebung am Morzinplatz veröffentlichte der KZ-Verband eine seltsame Stellungnahme, die an Unklarheit nichts zu wünschen übriglässt und eines Leseschlüssels bedarf.

Wolrab stünde es nicht zu, ohne Rücksprache öffentlich für den KZ-Verband zu sprechen. Allerdings, das tat er nie. Er trat lediglich als Mitglied des KZ-Verbands auf intervierte nie in dessen Namen. Auch die Verwendung einer Fahne des KZ-Verbands wird skandalisiert. Doch das Zuschaustellen einer Fahne sagt keineswegs aus, dass der ganze Verband repräsentiert wird. Auf der Palästina-Demo vom 22.6.24 trat zum Beispiel ein ganzer KPÖ-Block mit Fahnen in Erscheinung, obwohl die KPÖ sich systematisch von der Palästina-Solidarität distanziert und gebeugten Rückgrats nach wie vor Regime-Antifa vertritt.

Der Untergriff kommt dann im letzten Satz des Abgesangs des KZ-Verbandes. Sie stellten sich gegen JEDEN Antisemitismus. Was ist nun da so schlimm daran? Im Regime-Diskurs wird der eigentliche, historische Antisemitismus systematisch verkleinert und relativiert und es wird ein neuer Antisemitismus herbeidefiniert, jener linker, der sich für die gleichen Rechte für Palästinenserinnen und Palästinenser einsetzte. Gegen das israelische Regime und für gleiche Rechte fur die Kolonisierten wie auch die Siedler einzutreten, definieren sie als “israel-bezogenen oder linken Antisemitismus”. Dieser sei wirklich gefährlich und man müsse alles dagegen aufbieten. Das sagen die Sobotkas, Edtstadlers, Nehammers, die mit ihrer ÖVP die Nachfolger des christlichen Antisemitismus sind – von dem sie sich nun reinwaschen und dem westlichen Imperialismus andienen. Dieser Umdeutung schließt sich der KZ-Verband mit dieser Formulierung an. Das “Verbrechen” Wolrabs ist es, entsprechend des Mauthausen-Schwurs auf dem universalistischen und antiimperialistischen Charakter des Antifaschismus zu bestehen. Dafür wird er seines Amtes enthoben und mit Rufmord bedroht.

Der KZ-Verband kann sich jedoch schlecht vom Mauthausen-Schwur distanzieren, obwohl der Antrag Wolrabs, den Antiimperialismus ins Statut aufzunehmen, rundweg ablehnt worden war. Doch dahinter arbeiten wie immer die Zionisten für das Grobe.

Hier ein typischer Hetz-Post der Jüdischen Österreichische Hochschülerschaft Wien in dem sie Wolrab Missbrauch und Beschmutzung des Gedenkens vorwirft und ihn in die Nähe von Antisemitismus und Shoah-Relativierung rückt. (In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt: indem der Zionismus versucht den palästinensischen Widerstand in die Nähe des Nationalsozialismus zu rücken, relativiert und verharmlost er diesen.) In dem sie manipulativ behaupten, Wolrab hätte im Namen DER Nachkommen der NS-Verfolgten gesprochen, also für alle, soll mit der unterstellten Anmaßung die Botschaft der fünf konkreten Nachfahren von Opfern in den Dreck gezogen werden. Auch der Mauthausen-Schwur selbst, der von den am meisten politisierten und den antifaschistischen Widerstand tragenden Häftlingen ausging, wird dadurch beschädigt. Es sei in diesem Zusammenhang der Transatlantifa ins Stammbuch geschrieben, dass sich das KZ Mauthausen in einem Aufstand selbst von der SS befreit hat und nicht auf die Alliierten wartete. Diese historische Tatsache spielt im Regime-Antifa aus gutem Grund keine Rolle.

Ernst Wolrab nahm schließlich nicht am Bundesdelegiertentag des KZ-Verbands am 22.6.24 teil, weil seine Absetzung schon gut vorbereitet worden war. Der Verband wird letztlich von der Regierung finanziert und ist Teil des institutionalisierten Regime-Antifa, das dem Zionismus und damit dem Völkermord am palästinensischen Volk verpflichtet ist.

Stattdessen verlas Wolrab seine Stellungname auf der samstäglichen Palästina-Demo am 22.6. in Wien.

Wilhelm Langthaler