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Leserbrief an die Kleine Zeitung


23. Dezember 2023

Liebe Redaktion der Kleinen Zeitung,

es benötigt wirklich keine großen geistigen Kapazitäten, um sich die Sinnlosigkeit der Gleichsetzung des zionistischen Staates Israel mit jener der Religion des Judentums bewusst zu machen. Ebensowenig ist auch nur ein Fünkchen Vorstellungsvermögen von Nöten um sich die logischen Schlussfolgerungen dieser Absurdität und deren gravierende, moralische Implikationen denken zu können.

Da ich jedoch nach mehrjähriger Erfahrung mit ihrer Zeitung am Vorhandensein dieser beiden Grundvoraussetzungen kritischer Journalistentätigkeit in ihrer Redaktion nicht nur zweifle, sondern vollends von deren Nichtexistenz überzeugt bin, nehme ich Ihnen doch lieber diesen geistigen Minimalaufwand ab und schreibe Ihnen das Offensichtliche mit möglichst einfachen Worten vor die Nase, in der Hoffnung, dass es dadurch doch noch einen Weg an dieser vorbei, in ihr Gehirn, findet.

Wenn man den Staat Israel mit dem Judentum gleichsetzt und jede Kritik an diesem als Antisemitismus bezeichnet, folgt daraus, dass man einen Nationalstaat und seine politische Führung auf sakro-sankte Ebene, außerhalb jeder Gerichtsbarkeit, stellt und diesem ein Handeln frei von jeglichen juristischen, politischen und moralischen Banden erlaubt. Krankenhäuser dürfen dann bombartiert, Journalisten erschossen, Kinder vergraben, Hilfsorganisation attackiert, Kirchen und Moscheen in Schutt und Asche gelegt und die Lebensgrundlage eines anderen Volkes für Generationen zerstört werden, schlicht und ergreifend, weil jeder Hinweis dieser Missachtung aller Menschen- und Kriegsrechtskonventionen, sei es auf internationionaler, nationaler oder auch privater Ebene, einfach als Antisemitismus abgetan und somit stumm gestellt werden kann. Die Religion wird einmal mehr politisiert und zur Legitimierung des Unmenschlichen – Allzumenschlichen missbraucht, mit absehbaren Schäden für das Judentum und seine Angehörigen, welche sich bestmöglich versuchen gegen diese Verleumdung zu wehren („Not in our Name“-Bewegung).

Das durch diese perverse Verdrehung des „Antisemitismus“-Begriffes diesem auch für die Zukunft jegliche analytische Bedeutung abhanden gekommen ist und dem tatsächlichen Antisemitismus dadurch eine riesige, unbeobachtete Spielfläche eröffnet wurde, sei nur am Rande erwähnt, sollte Sie jedoch vielleicht an ihre Pflicht der Begriffstreue und die Konsequenzen deren Missachtung erinnern.

Zu schreiben, dass ich nach dieser Darlegung auf eine Einsicht Ihrerseits hoffen würde, wäre gelogen, denn nur der Narr baut seine Hoffnungen auf dem Unmöglichen, aber zumindest lässt sich bei einer Missachtung dieses Briefes zu der anfänglich erwähnten Charakterbeschreibung ihrer Redaktion noch die Eigenschaft der vollkommenen Amoralität hinzufügen, nachdem nun die Unwissenheit Ihnen keine Schutz mehr gewähren sollte.

Von P. Schickhofer