25.11.2022
18:30
Dar Al Janub – Dehmelgasse 1, 1160 Wien
Sabine Schiffer und Constantin Wagner zeigen in ihrem Buch “Antisemitismus und Islamphobie” auf, dass es möglich und nötig ist, sich mit allen Diffamierungen und Diskriminierungen kritisch zu konfrontieren. Sie machen Mechanismen deutlich, über die es gelingt, mittels unklarer und teils manipulativer Definitionen von Antisemitismus die Einforderung von Menschen- und Völkerrecht etwa für Palästinenser:innen oder für Menschen des Globalen Südens auszuhebeln.
Das, was Schiffer und Wagner zum islamophoben Diskurs analysieren, hat nicht nur seine Parallelen und Unterschiede im antisemitischen Diskurs des 19. Jahrhunderts. Die Autor:innen schlagen als Handlungsoptionen gegen antisemitische und rassistische Diskurse vor, klare Kriterien ihrer Erkennung und Bekämpfung zu ermitteln und diese dann auch auf andere Ausgrenzungs- und Hassdiskurse anzuwenden. Denn nur ohne Doppelmaß kann der Einsatz gegen Ungerechtigkeit gelingen. Hingegen trägt ein Exklusivitätsanspruch auf Solidarität den Keim des Rassismus bereits in sich und droht die Rechts- und Wertegrundlagen unglaubwürdig zu machen, wenn sie nur selektiv und strategisch eingefordert werden.
In Österreich und Deutschland setzen sich offensichtlich immer mehr rassistisch konnotierte Doppelstandards im Umgang mit bestimmten Minderheiten durch. Neben immer noch vorhandenen antisemitischen Verschwörungstheorien, haben sich antimuslimische Ressentiments in der Gesellschaft breitgemacht, durchaus befeuert durch führende Medien. Darin manifestiert sich nicht zuletzt ein spezifischer anti-palästinensischer Rassismus.
Deshalb werfen wir – über den Forschungsstand des Buches hinaus – einen Blick auf neuere Entwicklungen in Österreich, die unter dem Label “Prävention”, “Gefahrenabwehr” und “Terrorbekämpfung” daher kommen. Das beginnt mit der schwammigen Definition von “Politischer Islam” und endet bei der “Operation Luxor”. Die Geschichte zeigt, dass es wichtig ist, strukturelle Ungleichheiten als die gesamte Gesellschaft betreffend anzusehen, ihr Destruktionspotential zu erkennen und die strukturellen Fehlentwicklungen auszugleichen. Deshalb laden wir zu einer konstruktiven Debatte ein über die Möglichkeiten von Opferschutz und Solidarität ohne Unterschied.