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Bericht über den Vortrag von unserem Gast Daoud Al Ghoul in Graz


7. Oktober 2021

Der Widerstand gegen Israels Besatzung und Apartheid wächst über viele kleine Erfolge!

Am 1. 10. 2021 folgten knapp 20 Menschen in Graz unserer Einladung zur Veranstaltung “Über die Vertreibung der Palästinenserinnen und Palästinenser aus Jerusalem und den Widerstand dagegen” mit Daoud Al-Ghoul aus Silwan/Jerusalem. Zunächst schilderte unser Gast am Hand der Geschichte einer Familie die Vertreibung der palästinensischen Leute aus Jerusalem, beginnend mit Großmutter Rifaat. Sie wurde in Jerusalem geboren, heiratete nach Haifa, von wo sie dann 1948 mit ihrer Familie nach Jerusalem deportiert wurde. Sie wurde nicht als Flüchtling anerkannt, da sie ursprünglich aus Jerusalem stammte.

Schon die Großmutter wurde vertrieben

Nachdem sie sich dort wieder ein Leben aufgebaut hatten, wurde sie bereits mit den Familien der nächsten Generation von West- nach Ostjerusalem vertrieben, wogegen ihr Sohn Widerstand leistete. Nun kämpft die dritte Generation – ihre Enkel – gegen den Versuch der neuerlichen Vertreibung aus Silwan. Es ist nur eine von vielen Geschichten, die sich einreiht in die lange Geschichte der ethnischen Säuberungen in Palästina, beginnend mit Nakba von 1948. Heute bleiben nur noch 15% des historischen Palästinas für

die indigene palästinensische Bevölkerung. Ihre Gebiete sind zerrissen, von einander abgeriegelt, getrennt durch Siedlungen und Straßen für jews only. In diesem Kontext müssen auch die versuchten neuerlichen Vertreibungen gesehen werden. Diese sind für Israel zentral, um das nördliche vom südlichen Westjordanland zu trennen.

Die Ereignisse vom Frühjahr 2021

Daoud Al-Ghoul berichtete eindrucksvoll vom Widerstand gegen die Häuserzerstörungen und ethnischen Säuberungen. Heuer im April (im Ramadan) begannen diese mit Sit-Ins, einfach Kaffee trinken, auf den Treppen am Damaskus-Tor. Diese Protestform fand immer mehr Zulauf, bis die Eisenabsperrungen entfernt werden mussten. Danach ereilte die Jugend im Widerstand der Hilferuf der Menschen in Sheik Jarrah und Silwan. Sie fuhren dorthin, um die Bewohner*innen gegen die geplanten Vertreibungen erfolgreich zu

unterstützen. Wie aus den Medien bekannt, drang israelisches Militär in die Al-Aqsa-Moschee ein, um die Leute vom Beten fernzuhalten. Beten im Ramadan wurde untersagt. Daraufhin geschah etwas noch nie Dagewesenes in der palästinensischen Widerstandsgeschichte: Palästinenser*innen aus dem heutigen Israel reisten zum Gebet in der Al-Aqsa-Moschee an. Das israelische Militär versuchte sie zu hindern und stoppten die Busse. Sodann holten Palästinenser*innen aus Jerusalem sie mit ihren privaten PKWs ab. Das dadurch entstandene Verkehrschaos bewog das israelische Militär dazu, die Busse passieren zu lassen. Es sind die kleinen Siege wie dieser, auf die er in seinem Vortrag den Blick richtete.

Optimismus ist angebracht

Man könnte sogar sagen, dass war die zentrale Botschaft des Abends: die vielen kleinen Siege verhelfen zum Optimismus, dass eines Tages die Gerechtigkeit siegen wird. Zu diesen Siegen zählen heuer auf alle Fälle der Stopp der Vertreibungen in Silwan und Sheikh Jarrah, den Krieg in Gaza nicht verloren zu haben, der Abbau der Barrieren am Damaskus-Tor, der Ausbruch von sechs Widerstandskämpfern aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis und viele andere.

Daoud wurde persönlich wegen seines politischen Engagements mit der israelischen Repression konfrontiert: er wurde aus Jerusalem deportiert, aus der Westbank deportiert, verhaftet, nach seiner Entlassung gleich wieder verhaftet, unter Hausarrest gestellt. Die israelische Staatsmacht lässt sich immer Neues einfallen, so z.B. gibt das israelische Militär nun Listen mit Sprechverboten aus, d.h. mit wem jemand keinen Kontakt haben darf. Aber von all diesen Repressalien lassen sie sich nicht einschüchtern. Von diesem Optimismus, ihrer Widerstandskraft, ihrer Standhaftigkeit (Arabisch: sumud) können wir hier in der Solidaritätsbewegung viel lernen. So können wir auch diese Veranstaltung wieder als Erfolg verbuchen, denn trotz Zensur und Raumentzug für Palästina-Veranstaltungen in Graz konnten wir wieder eine gelungene Veranstaltung durchführen.

(Roswitha Al Hussein)