Kritik an Förderung durch Israelische Botschaft
In drei voneinander unabhängigen Erklärungen gaben drei Künstler aus dem Arabischen Raum die Absage ihrer Teilnahme am Festival „Salam Orient“ bekannt. Grund dafür ist das Aufscheinen des Logos der israelischen Botschaft unter den Sponsoren des Festivals. Dies verstieße gegen ihre Überzeugung, so die Künstler, da sie es ablehnen würden, im Rahmen eines Musikfestivals dafür instrumentalisiert zu werden, das Bild eines Apartheid-Staates reinzuwaschen.
Am Freitagabend 12.10. veröffentlichte die Webseite Electronic Intifada eine Erklärung des palästinensisches Musikers und Hip-Hop-Sängers MC Boikutt, in der er seinen Rücktritt und seine Beweggründe erklärt.
http://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/citing-israeli-sponsorship-palestinian-mc-boikutt-pulls-out-austrias-salamorient
Boikutt ist einer der Gründer der palästinensischen Gruppe „Ramallah Underground“. Sein erster Auftritt in Wien war 2009 am Gaza Beach, einer Protestveranstaltung gegen die Eröffnung des Tel Aviv Beach am Donaukanal.
Kurz darauf gab die libanesische Hip-Hop-Sängerin Malikah auf ihrer Facebook-Seite ebenfalls bekannt, sich der Entscheidung ihres Kollegen anzuschließen. Es waren gemeinsame Auftritte der beiden am 2. November in Wien und am 3. November in Graz geplant.
Am Samstag 13.10 folgte, ebenfalls auf Facebook, eine Erklärung von Lena Chamamyan, in dem die bekannte syrische Sängerin ihren Rückzug aus „Salam Orient“ bekannt gab.
Auch der in Wien lebende palästinensische Musiker Marwan Abado gab Samstagabend auf seiner Facebook-Seite bekannt, er habe den Kollegen und den Organisatoren seine Absage mitgeteilt.
Im Folgenden die Erklärungen der Künstler:
Lena Chamamyan (deutsch Übersetzung GML)
Salam an Alle,
Ich erhielt gestern einen Anruf von der arabischen Gemeinde in Wien. Ich wurde gefragt, warum ich am Festival „Salam Orient 2012“ teilnehmen würde, obwohl auf der Website des Festivals das Logo der israelischen Botschaft als einer der Sponsoren aufscheint.
Diese Nachricht hat mich völlig überrascht, denn ich hatte keine Ahnung davon. Ich habe schon ein Mal an diesem Festival teilgenommen. Damals war dessen Vision vielmehr darauf ausgerichtet, die Ansichten der westlichen Welt und das darin enthaltene falsche Bild von den arabischen, orientalischen und islamischen Gesellschaften zu korrigieren. Dies durch Kunst und nicht nur über alternative Medienarbeit zu tun, ist eine Tendenz die mich als eine arabische syrische Bürgerin und als Sängerin anspricht.
Als ich die Website des Festivals besuchte, stellte ich fest, dass das Logo der israelischen Botschaft tatsächlich darauf zu sehen ist. Als ich den Organisatoren meine Absicht, meinen Auftritt abzusagen, und den Grund dafür mitteilte, wurde mit erklärt, dass die israelische Botschaft an der Teilnahme einer israelischen Gruppe interessiert war, dass jedoch die Veranstalter bereit wären, das Logo der Botschaft von den Stellen zu entfernen, die meine Auftritte bewerben. Am Ende des Gesprächs gelangte ich jedoch zu der Einsicht, dass das Festival insgesamt eine Weltanschauung vertritt, die ich weder als Mensch noch als Künstlerin teile.
Ich habe kein Problem mit dem Judentum, noch mit irgendeiner anderen Kultur. Mir geht es darum, dass hier die Zusammenarbeit mit der israelschen Behörde und ihrer unmenschlichen Politik des Landraubs, der Entrechtung von Menschen und des Bau einer Trennmauer akzeptiert wird. Dies steht im Widerspruch zu meinem Wunsch, alle Mauer zwischen Menschen, beginnend mit den politischen Mauern, niederzureißen.
Da die jetzige Vision des Festivals meinen Ansichten zunächst als Mensch, aber auch als Künstlerin nicht entspricht, teile ich als arabische syrische Künstlerin hiermit die Absage meiner Teilnahme am diesjährigen Festival mit.
In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehens in unserer Heimat und dass wir tatsächlich ein wenig „Salam“ finden mögen.
Frieden für euch und Frieden für unsere syrische Heimat
Lena, 13.10.2012
Malikah
Salam everyone,
I am writing to inform you all that I have pulled out of the “Salam Orient Festival 2012” after discovering that one of the sponsors of the event is the Israeli Embassy.
When I fist confirmed the show there was no Israeli sponsor yet, and I am so thankful for the people that informed me about this sponsor before it was too late.
Once informed, I went to the festival website and was shocked to see the Israeli Embassy’s logo. At that same moment I wrote to the event organizers and cancelled.
Boikutt, Dj Sotusura and Lena Chamamyan also pulled out of the event.
I cannot participate in an event sponsored by a Colonial Occupying Force, especially when the occupied subject is us!!
Finally, I would like to quote what was beautifully said by sister Lena Chamamyan :” My problem is not with Judaism, nor with any other culture or belief, unlike how the festival’s management hinted. My problem is about accepting the Israeli authority’s inhumane politics and tendency for atrocities and human rights violation by taking lives and building the famous “Israeli West Bank barrier”, which does not get along with my idea about breaking all walls and barriers between all human beings all over the planet, starting by politically-constructed barriers.”
Thank you
MC Boikutt
(statement der Electronic Intifada: http://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/citing-israeli-sponsorship-palestinian-mc-boikutt-pulls-out-austrias-salamorient)
Ramallah-based Palestinian MC Boikutt has pulled out of the Salam.Orient cultural festival in Austria, because it is sponsored by the Israeli embassy. Boikutt wrote to The Electronic Intifada:
I was invited to perform in Austria (Vienna and Graz) in collaboration with another MC from Lebanon, Malikah, and we just found out that the event was sponsored by The State of Israel from looking at the website for the first time.
Boikutt, who said the organizers had not sent him the website previously, added, “of course, I cancelled with them, and asked them to remove my name from the web-site and any other promotion they have.” Explaining why he decided to pull out, Boikutt observed:
These kind of events attempt to normalize the “State of Israel,” exploiting art and culture, and are used as a propaganda tool to hide the colonial nature of “Israel.” As artists, we must do our research about every event, interview, or project before we decide to participate, in order to be sure of the context we are being put in.
Boikutt, one of the founders of the music collective Ramallah Underground, said he planned to contact other artists scheduled to participate in Salam Orient.