Lokale Komitees bereit zum Empfang der internationalen Teilnehmer
Der Globale Marsch nach Jerusalem (GMJ) war von Anfang an ein höchst ambitioniertes Vorhaben. Es galt als utopisch, war von keiner Partei getragen und die Initiatoren saßen weder in Europa noch in Nahost.
Die Idee stammt von Feroze Mithiborwala, einem indischen Linksaktivisten und Teilnehmer zahlreicher Sozialforen. Er hatte zuvor bereits einen Hilfskonvoi und das indische Schiff nach Gaza organisiert. Selbst mit muslimischem Hintergrund, kämpft er in Indien für ein säkulares System gegen den Hindu-Chauvinismus, der den Islam in ähnlicher Weise verfolgt wie der liberale Westen.
Die anfänglicher Skepsis zunehmend überwindend, schlossen sich Schritt für Schritt Initiativen aus der Region an: Linke, nationalistische und säkulare Kräfte genauso wie islamische und christliche; PalästinenserInnen aus verschiedenen politischen Richtungen in der Diaspora, in Gaza, in den durch Israel besetzten Gebieten wie auch im jetzigen Israel. Selbst der Konflikt über Syrien konnte die Einheit von Sunniten und Schiiten nicht aufbrechen, auch wenn der Marsch von Damaskus aus jetzt nicht möglich ist.
Der GMJ ist auch in Amerika, Europa, Australien und Asien vertreten und ist so zu einer wirklichen internationalen Initiative geworden. Unter den prominenten UnterstützerInnen sind Erzbischof Desmond Tutu, eine deutsche Parlamentarierin für die „Linke“, Annette Groth, der griechisch-orthodoxe Metropolit von Jerusalem und die feministische US-Philosophin Judith Butler. Auch zahlreiche jüdische Aktivisten in Europa und Amerika beteiligen sich, die deutsche Publizistin Evelyn Hecht-Galinski oder der amerikanische Linguist Noam Chomsky.
Brennpunkt Libanon
Im Zedernland hat der GMJ die breiteste und größte Koalition zusammengebracht. Sie steht in Kontinuität zu den Protesten zum Nakba-Tag am 15.5.2011, an dem mehrere Zehntausend Menschen, vor allem palästinensische Flüchtlinge, bis an die Grenze zogen, um ihr von der UNO zugestandenes Recht auf Rückkehr einzufordern. Auch damals handelte es sich um eine internationale Aktion, die auch in Ägypten, Jordanien und Palästina selbst stattfand. Mehrere Dutzend Demonstranten wurden von Israel getötet.
Das libanesische GMJ-Komitee wird von Rami Zurayk geführt, einem Professor für Land- und Wassernutzung (vergleichbar mit Raumplanung) an der berühmten amerikanischen Universität von Beirut (AUB). Er gehört politisch dem linksnationalistischen Spektrum an, ist aber wegen seiner Unabhängigkeit über alle Lager und Konfessionen hinweg anerkannt. Ebenfalls führendes Mitglied im Komitee ist Nabil Hallak, ein libanesisch-irischer Aktivist, der als Bindeglied zwischen linken und muslimischen Antiimperialisten gilt. Genauso vertreten ist der schiitische, sunnitische und christliche Bereich, ebenso wie diverse linke, nationalistische und auch kommunistische Kräfte. So ist Maan Bashur, der „Übervater“ des libanesischen Panarabismus, von Anfang an dabei. Wie breit das Bündnis ist, zeigt sich auch daran, dass der ehemalige Premier Salim al-Hoss den Ehrenschutz übernommen hat. Obwohl die stärkste Partei des Libanon und führende Kraft des Widerstands, die Hisbollah, so wie übrigens keine einzige andere Partei, in der Koalition nicht direkt vertreten ist, hat sie zugesagt, den Marsch im Süden bis an die Grenze zuzulassen.
Die Mehrheit der Teilnehmer in Libanon werden palästinensische Flüchtlinge sein. Trotz der heftigen Konflikte auch in den Lagern selbst, haben die drei Hauptpole, Hamas, Fatah und die Linke, ihre Beteiligung zugesagt und sind indirekt über die verschiedenen Vorfeldorganisationen vertreten.
Im größten Flüchtlingslager Ain el Hilweh bei Saida mobilisiert zum Beispiel die linke Jugendorganisation Nashet. Gemeinsam mit der italienischen Freiwilligenorganisation Sumud (arabisch für Standhaftigkeit, Widerstand), die im Lager bereits mehrere politische Projekte durchgeführt hat, bieten sie ein mehrtätiges Programm um den Marsch an. Das schließt den Besuch im Flüchtlingslager genauso ein wie Treffen mit den verschiedenen fortschrittlichen und antiimperialistischen Kräften, dem Parlamentsabgeordneten der Hisbollah, Ali Fayyad, oder auch Vertretern der syrischen Opposition.
Der Marsch selbst wird vermutlich von einem grenznahen Ort ausgehen. Am 15. Mai 2011 war es beispielsweise Maroun El-Rass in der Nähe von Bint Jbail, wo bei der israelischen Invasion 2006 die heftigsten Gefechte stattfanden. Die Anreise von Beirut wird per Bus organisiert werden.
Jordanien, der zweite Anlaufpunkt
Auch in Jordanien ist der GMJ gut aufgestellt, so weit das in der diktatorischen Monarchie eben möglich ist. Vorsitzender des GMJ-Komitees nicht nur in Jordanien, sondern auch international ist Dr. Ribhi Halloum, ein ehemaliges Mitglied des Revolutionsrats der PLO und Fatah, der seine Funktion aus Protest gegen das Oslo-Abkommen 1991 zurücklegte. Im Komitee befinden sich weiters Bashir Zmaili, Vertreter der Berufsorganisation der Ingenieure. Die Berufsverbände sind in Jordanien eine legale Form der politisch-sozialen Organisation neben den islamischen Assoziationen. Sie dienen quasi als Ersatz für Gewerkschaften und stellen ein Refugium der Linken dar. Zudem haben eine Reihe von linken Gruppen ihre Unterstützung gegeben wie Jordanian People’s Unity Party oder die Jordanian Democratic People’s Party. Für die islamische Seite sitzt Saoud Abu Mahfouz im Komitee, Herausgeber der Tageszeitung El Sabeel und Mitglied der Islamic Action Front Party. Die Organisationen des palästinensischen Widerstands müssen halb im Untergrund arbeiten, werden aber ebenfalls für den Marsch mobilisieren.
Der Marsch wird von einem Vorort von Amman starten und vermutlich von den Repressionskräften vor der Grenze gestoppt werden.
Kairo und Damaskus
In Kairo wird es lediglich eine Kundgebung auf dem Tahrir geben und selbst das Ausmaß dieser ist nicht gesichert. Der GMJ konnte im Kernland der arabischen Revolte nicht gebührend organisiert werden, da der Konflikt zwischen den Muslimbrüdern, die im Bündnis mit den Militärs stehen und alles auf die Wahlen setzen auf der einen Seite, und der Tahrir-Bewegung und der Linken auf der anderen Seite, eskaliert.
Dass der syrische Aufstand den GMJ von Damaskus aus verunmöglicht, bedarf keiner weiteren Erklärung.
Palästina
Auch im geteilten und besetzen Palästina wird es Manifestationen des GMJ geben, an denen man teilnehmen kann. Zentral ist die Kundgebung in Jerusalem selbst. In Gaza wird eine Aktion am Erez Checkpoint stattfinden, und im Westjordanland wird eine Demonstration von Ramallah zum Kalandia Checkpoint ins Auge gefasst. In den 1948 besetzen Gebieten wird es vielerortszu Mobilisierungen kommen: So in Haifa, wo sich die radikale Linke von Abnaa el Balad beteiligt ist, und auch in verschiedenen Orten in Galiläa. Nicht umsonst ist Mohamed Zeidan, der Vorsitzende des Hohen Komitees der Araber in Israel, führend am GMJ beteiligt.
Der Tag des Bodens geht auf die Protestbewegung und den Generalstreik 1976 gegen zionistische Enteignung arabischen Bodens in Galiläa zurück. Obwohl die israelische Polizei zahlreiche Palästinenser tötete und verletzte, markiert das Ereignis den Beginn der Politisierung der Araber im heutigen Israel.
Deutschsprachiges Vorbereitungskomitee des GMJ
Eine Auflistung aller Unterstützer findet sich hier:
http://gm2j.com/main/blog/category/endorsers/
(Sie ist nicht immer vollständig und auch manchmal nicht übersetzt – work in progress.)