Filmabende im Amerlinghaus, Donnerstag, 19. Mai 2011, 20 Uhr
Filmabende im Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien
Donnerstag, 19. Mai 2011, 20 Uhr
Regie: Eyal Sivan, Belgien-Frankreich-Deutschland, OmeU 90 Min., 2010
Die Geschichte der Hafenstadt Jaffa, deren Rumpf heute ein Stadtteil von Tel Aviv ist, ist Jahrtausende alt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war sie eine der lebendigsten und kosmopolitischsten Städte des Nahen Ostens – kulturell, ökonomisch und politisch. In ihrem Umland wurden über Jahrhunderte Orangen kultiviert, der Export der palästinensischen Jaffa-Oranges“ durch den Hafen gewährleistet.
Anhand von einzigartigem Archivmaterial spürt Eyal Sivan in „Jaffa, The Orange’s Clockwork“ der Orange-Marke nach. Er zeigt israelischen und palästinensischen Intellektuellen und Mitarbeitern der Zitrusindustrie alte Fotos, frühe Filmaufnahmen, Werbefilme und –plakate, politische Poster sowie Malerei rund um die Frucht. Sie erinnern, reflektieren und analysieren am Beispiel der Jaffa-Orangen ihre eigene Geschichte und die ihres Landes. Die unterschiedlichen, sich ergänzenden Narrative brechen Mythen und schreiben eine Geschichte jenseits nationalistischer Historiographie. Gleichzeitig zeigt die visuelle Selbstdarstellung der zionistischen Marke „Jaffa“ die systematische Schaffung einer Legende.
Das Bild der Orange in der Geschichte
Wer im Supermarkt eine Orange kauft, hat immer noch gute Chancen, eine Frucht aus Israel in die Hand zu bekommen. Mit dem Namen Jaffa verbindet sich eine reiche Markentradition. Unzählige Ladungen Jaffa-Orangen gingen von Tel Aviv aus in alle Welt. Hinter jeder Marke verbergen sich auch Geschichten. Im Falle Jaffas ist es die des arabisch-jüdischen Landbaus in Palästina, die mit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 dem kalkulierten Vergessen anheimfiel. Eyal Sivan untersucht in seinem Dokumentarfilm „Jaffa – The Orange’s Clockwork“ das Bild der Jaffa-Orange im Lauf der Geschichte – von den Anfängen des Zionismus bis in die jüngere Zeit, in der Israel zu einer Besatzungsmacht mutierte und Menschen in aller Welt begannen, seine Orangen zu boykottieren. Den Dokumentarfilmer und Autoren Eyal Sivan zählen heute manche zu den „Dissidenten“ des israelischen Kinos.
Es ist bezeichnend für den kritischen Juden Eyal Sivan, dass er aus diesem scheinbar nebensächlichen Thema eine originäre Sicht auf den Staat Israel gewinnt.
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=TNYVQ5wqakg
Veranstaltet von den Frauen in Schwarz (Wien), www.fraueninschwarz.at
In Kooperation mit dem Verein Kulturzentrum Spittelberg www.amerlinghaus.at