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Peres wünscht sich judenfreies Deutschland


31. Januar 2010

Mit großen Ehren wird Schimon Peres, derzeit Präsident Israels, in Berlin hofiert. Zeitgleich erscheint ein Interview in der FAZ – seine dort gemachten Aussagen wären ein Skandal, wäre die Berichterstattung über den Zionismus nicht selber so skandalös in Deutschland.

Die Atomwaffen

Gleich bei der ersten Frage legt er los. Der Iran sei eine Gefahr für die ganze Welt (1), er strebe gezielt nach Massenvernichtungswaffen. Auch wenn es keine Beweise für ein militärisches Atomprogramm gibt und der Revolutionsführer Khamenei mehrmals eindeutig erklärt hat: Atomwaffen zu besitzen ist Muslimen verboten, und die Lösung für den Nahostkonflikt darf nur in einem Staat für Angehörige aller Religionen gelöst werden. Umgekehrt war Peres einer der Gründer des zionistischen Atomprogramms – etwa 500 Atomsprengköpfe für Mittelstreckenraketen soll Israel inzwischen besitzen, so eine Studie der US Army (2). Der Iran würde mit einem Atomschlag auf Tel Aviv nicht nur die Palästinenser und ihr Land treffen, er müsste das Projekt bis zur Vollendung auch jahrelang vor den Argusaugen der Amerikaner und Europäer verstecken. Die ganzen Vorwürfe sind noch durchschaubarer als jene 2002 gegen den Irak. Israel hingegen kann heute schon mit seiner „Jericho 2“ eine 1000mal stärkere Atomwaffe als jene von Hiroshima mit einer Reichweite von 1500 km abfeuern. Al Jazeera berichtet (3) von einer „Jericho 3“, deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist und die dann mit einer Reichweite von 5000 km jedes Ziel in Europa, China, Indien und Afrika auslöschen könnte.

 

Die Menschenrechte

 

Dann wird es immer besser: „Wir sollten (…) jede Missachtung der Menschenrechte auf der ganzen Welt bekämpfen.“ Welch nobler Vorsatz! Nur für die anderthalb Millionen Menschen, die wenige dutzend Kilometer von seinem Regierungssitz entfernt seit Jahren einsperrt sind, gelten sie nicht. Die Palästinenser in Gaza werden kollektiv bestraft, aushungert, gedemütigt, verleumdet. Von dem 22-Tage-Massaker im Januar 2009 ganz zu schweigen, in dem unter Anderem das Leben von 400 Kindern ausgelöscht, Phosphorbomben eingesetzt und selbst UN-Schulen, Krankenhäuser und Moscheen vor dem zionistischen Bombenterror nicht sicher waren. Und natürlich gelten sie auch nicht für die Menschen im Westjordanland, oder in Ostjerusalem, oder in den Flüchtlingslagern, in denen die Nachfahren jener Menschen leben, die Peres seit 1947 tatkräftig zu vertreiben half.

 

Die Sonnenseite

 

Der Höhepunkt des Interviews ist zweifellos die Antwort auf die harmlose Frage: „Was sagen sie den Juden in Deutschland?“ Die Antwort: „Der beste Ort für Juden ist Israel, er ist besser als jeder andere Ort (…) Warum sollten sich die Juden eher für die Schattenseite entscheiden, wenn die Sonnenseite offen steht?“
Richtig! Den Juden, die in Berlin oder München leben, entgeht allerhand: Keine Qassam-Rakete landet im Garten, keine Sprengstoffanschläge auf Busse und Cafés … Vor allem aber kann man hier kaum Besatzer, Kolonialist und Rassist sein. Jüdische Jugendliche kommen in Deutschland auch nicht ins Gefängnis, wenn sie den Kriegsdienst verweigern, und der Kriegsdienst geht auch nicht über drei Jahre, und er beinhaltet auch nicht das terrorisieren anderer Völker.

 

In keiner Industrienation leben Juden so unsicher wie auf der „Sonnenseite“. In sechs Jahrzehnten ist es dem „Staat für alle Juden“ nicht gelungen, von weltweit 13 Millionen Juden mehr als fünf Millionen nach Palästina zu locken. Von diesen wiederum warnen immer mehr Beobachter offen vor der Konsequenz des israelischen Terrorismus: Denn Israel ist ganz allein auf seine Waffensysteme, seine (US-)Lobby und Rückendeckung aus dem Westen angewiesen. Die „arabischen Verbündeten“ sind gekaufte Verräter, Diktatoren mit Verfallsdatum – im Gegensatz zu den 400 Millionen Arabern, die zu Recht nicht den Preis für Verbrechen in Europa zu zahlen bereit sind.

 

Das beliebteste Land der Welt

 

Bei Herrn Peres sieht es alles ganz anders aus. Er scheint das nicht zu hören, im Gegenteil – so behauptet er tatsächlich: “Israel ist das beliebteste Land auf der Welt.“ In einer wirren Rechnung kommt der Glückliche auf über vier Milliarden Freunde!
Der beliebteste Politiker in der arabischen Welt seit Gamal Abdel Nasser ist Sayyed Hassan Nasrallah geworden, dessen Widerstandsbewegung Hizbullah Israel 2006 die erste offene Niederlage seiner Geschichte zufügte. Die Türkei beginnt, sich als Regionalmacht mit einer unabhängigen Politik zu emanzipieren. Die linksgerichtete Allianz in Lateinamerika stellt sich gemeinsam mit den Massen des Kontinents klar auf die Seite Palästinas. Die selbst gegen kritische Juden zu jedem Anlass gebrauchte „Antisemitismus“-Keule nutzt sich ab. In der EU, wo es manche gar nicht erwarten können, Israel gleich als Mitgliedsstaat aufzunehmen, hielten schon vor dem Gaza-Krieg 59% der Bürger Israel für die größte Gefahr für den Weltfrieden (4). Spätestens mit der NATO-Niederlage in Afghanistan könnte sich hier die Erkenntnis durchsetzen, dass es langfristig viel sinnvoller wäre, gute Beziehungen zur islamischen Welt aufzubauen, statt sich mit Terrorlisten lächerlich zu machen und sich an ein Gebilde zu klammern, dass sich nur durch eine widerwärtige Sonderstellung immer wieder über alle Gesetze stellen konnte. Und in den aufsteigenden Mächten – China, Indien, Russland – besitzt Tel Aviv gar keine Lobby.

 

Faschismus und Zionismus

 

Der Bundestag gedenkt Ende Januar – darum ist Peres nach Berlin gefahren – der Opfer des Nationalsozialismus. Es lohnt sich, mit dem Gedanken an Peres’ Sonnenseitenwitz zu lesen, was die „Zionistische Vereinigung für Deutschland“ (ZVfD) zum Beginn eben jenes Nationalsozialismus zu sagen hatte:
“Der Zionismus glaubt, daß die Wiedergeburt des nationalen Lebens eines Volkes, wie sie sich nun in Deutschland auf christlicher und nationaler Gründlage vollzieht, auch für das jüdische Volk kommen wird. Auch für das jüdische Volk müssen Abstammung, Religion, gemeinsames Schicksal und ein Sinn für Einzigartigkeit von entscheidender Bedeutung für seine Existenz sein.“ (5)

 

Für aufrechte Gegner von Massenmorden kann die Befreiung von Auschwitz nur die Hoffnung bedeuten, dass auch Afghanistan, Irak und Palästina befreit werden. Dabei geht es nicht darum, welche Barbarei wie viele Menschenleben gekostet hat, sondern um die Lehre aus dem Faschismus: Dass man mit keiner noch so mächtigen Gewalt seinen Frieden macht, die Zivilisten abschlachtet, andere Länder überfällt, Menschen rassistisch sortiert. Den Nationalsozialismus kann man nicht rückgängig machen. Sein Untergang liegt 65 Jahre zurück! Das Apartheidregime in Tel Aviv aber wird noch weitere 65 Jahre morden, wenn es keiner aufhält. Menschen wie Hedy Epstein und Rachel Corrie, Ahmad Sa’adat und die arabischen Befreiungsbewegungen haben aus der Geschichte gelernt! Über Peres, Merkel und den Zionismus hingegen wird die Geschichte richten, wenn ihre Zeit abgelaufen ist.

 

von Jonas Feller

 

(1) http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E5664F93D5B964A0BA6B14A2D2AC24271~ATpl~Ecommon~Scontent.html

(2) http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/cpc-pubs/farr.htm

(3) http://www.youtube.com/watch?v=Vxim7cx39bc

(4) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16004/1.html

(5) http://www.zeit.de/1989/42/Nazis-mit-Zionisten?page=all