junge Welt 4.1.2010
Nach einer Woche voller Aktionen in Kairo, Gaza und Tel Aviv ebben die internationalen Proteste zum ersten Jahrestag des israelischen Krieges gegen den Gazastreifen und dessen völkerrechtswidrige Belagerung allmählich ab. Am Samstag, dem letzten Tag der Aktionswoche, demonstrierten etwa 500 Menschen aus 43 Ländern in Kairo vor dem israelischen Konsulat und forderten neben der sofortige Aufhebung der Blockade gegen Gaza auch ein Ende der Besatzung sowie einen Boykott gegen den Staat Israel.
Ursprünglich hatten 1400 Friedensaktivisten aus aller Welt zum Jahresende in Gaza demonstrieren wollen. Das wurde von der ägyptischen Regierung verhindert. Der »Gaza-Freiheitsmarsch«, der von vielen Prominenten unterstützt worden war, durfte den Grenzübergang bei Rafah nicht passieren. Daraufhin hatten die Friedensaktivisten in Kairo protestiert, wo sie unter anderem tagelang die Straße vor der französischen Botschaft besetzt hielten, einen Hungerstreik begannen und immer wieder an verschiedenen Orten demonstrierten.
Man werde auch im neuen Jahr die Proteste gegen die israelische Unterdrückungspolitik fortsetzen, erklärte nun Gael Murphy, Aktivist aus den USA, vor dem israelischen Konsulat. »Wir werden Druck auf die US-Regierung ausüben, damit sie ihre Militärhilfe an Israel stoppt.« Die 85jährige Hedy Epstein, die seit Jahrzehnten für Gerechtigkeit für die Palästinenser eintritt, erklärte anläßlich des neuen Jahres, sie werde ihren Einsatz gegen die Besatzung und Belagerung durch Israel fortsetzen. Sie war mit 40 anderen Aktivisten in einen Hungerstreik getreten, um die Einreise nach Gaza zu erreichen. Jeder der Protestierenden werde persönlich entscheiden, wann man wieder Nahrung zu sich nehme, hieß es in einer Erklärung am 1. Januar. Doch werde »unsere Freude an der Nahrung immer verbunden sein mit dem Schmerz der Palästinenser« und der Menschen in Gaza, »die weiter nach Nahrung, Unterkunft und vor allem nach Freiheit hungern«.
Kleinere Gruppen der Demonstranten werden in den nächsten Tagen weiterhin versuchen, die von ihnen mitgebrachten Hilfsgüter – Medikamente, Spielsachen, Kleidung, Schuhe, Instrumente – doch noch in den Gazastreifen zu bringen.
Der Hilfskonvoi Viva Palästina wird nun auf dem Seeweg zum ägyptischen Hafen Al Arisch fahren, von wo es weiter in den Gazastreifen gehen soll. Der Konvoi, der Anfang Dezember in London gestartet war, ist mittlerweile auf 200 Fahrzeuge mit Gütern im Wert von mehreren Millionen US-Dollar angewachsen, die rund 500 Mitreisenden wurden zum Teil per Flugzeug von Syrien nach Ägypten gebracht. Die ägyptische Regierung hatte dem Konvoi die Einreise von Jordanien aus verweigert und gezwungen, den tagelangen Umweg nach Al-Arisch zu nehmen, der mit enormen zusätzlichen Kosten verbunden ist.
www.vivapalestina.org
www.gazafreedommarch.com