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Gaza 2010: Berichte – Expertisen – Einschätzungen


16. Dezember 2009

Ein Jahr nach dem israelischen Angriffen auf den Gazastreifen

 
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

 

der Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative und das Koordinationsforum zur Unterstützung Palästinas in Kooperation mit der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen möchte Sie recht herzlich zur Veranstaltung “Gaza 2010: Berichte – Expertisen – Einschätzungen” einladen.

 

Wann: Samstag, 16. Januar 2010, 17 Uhr

Wo: Albert-Schweitzer-Haus – Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien

 

ReferentInnen:

– Prof. Dr. Helga Baumgarten – Autorin, Politologin, Universität Birzeit/Ramallah

– Mag. Hadeel Ghazzawi – Ernährungswissenschafterin Universität Wien

– MSP Pauline McNeill – Abgeordnete des Schottischen Parlaments – Labour Party

– Dr. Muneer Deeb – Vorsitzender PalMed Deutschland, Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- u Thoraxchirurgie im Klinikum Kassel

– Erwin Lanc – Bundesminister a.D., Ehrenpräsident des International Institute for Peace, Wien

– Liveschaltung, Interviews und Videobotschaften aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland (u.a. mit Dr. Maryam Saleh – Abgeordnete zum Palästinensischen Legislativrat)

 

Ein Jahr nach dem israelischen Großangriff ist der Gazastreifen aus den Nachrichten verschwunden. Das weltweite mediale Interesse konzentrierte sich drei Wochen lang auf die verheerende israelische Offensive in einem seit Jahren andauernden Krieg. Streiflichtartig wurde die Situation in Gaza beleuchtet, stereotyp wurden vermeintlich zwei Kriegsparteien beschrieben, Israel auf der einen Seite, die Hamas auf der anderen. Dazwischen – hieß es – die notleidende Bevölkerung des Gazastreifens, ein bedauerlicher Kollateralschaden mit über 1.400 getöteten PalästinenserInnen.

 

Mit der verkürzten Darstellung der Hintergründe und Ursachen des Krieges, den ahistorischen Analysen, stereotypen Kommentaren und hilflosen Statements zum Kriegsgeschehen in den meisten europäischen Medien, sowie auf außenpolitischer und diplomatischer Ebene der europäischen EntscheidungsträgerInnen, zeigten sich deutlicher denn je die Unkenntnisse über die historischen Zusammenhänge des Nahostkonflikts. Die Europäische Union als Ganzes, aber auch die führenden Einzelstaaten ignorierten die Völkerrechtsverletzungen und übernahmen in nicht wenigen Fällen die Argumentation der israelischen Regierung.

 

Selbst als der „Verteidigungskrieg“ Einrichtungen der UNO traf, schwiegen die verantwortlichen Stellen dazu. Die UNO als international anerkannte Organisation war in ihrer Handlungsfähigkeit matt gesetzt und sah tatenlos zu, selbst als die israelische Armee „gezielte Angriffe auf zivile Mitarbeiter und Institutionen der Vereinten Nationen“ (UN-Bericht vom 5.Mai 2009) verübte. Die veröffentlichten und unveröffentlichten UN-Berichte über massive Verstöße Israels gegen das Völkerrecht sorgten für derart massiven diplomatischen Druck, dass UN-Experten, wie der renommierte Rechtsanwalt Goldstone, als parteiisch disqualifiziert werden sollten.

 

Der seit über 60 Jahren andauernde Krieg – unterbrochen von mehr oder weniger lang anhaltenden Feuerpausen – wurde in diesen drei Wochen politisch, medial und im öffentlichen Bewusstsein auf den Wahlsieg der Hamas 2006, die notwendige Anerkennung des Existenzrechts Israels seitens Hamas und abgefeuerte Kassam-Raketen auf zwei israelische Grenzstädte reduziert.

 

Wie ist die Situation im Gazastreifen ein Jahr nach den israelischen Angriffen, bald vier Jahre nach dem unerklärten, politischen und wirtschaftlichen Embargo? Wovon lebt die Bevölkerung im abgeriegelten, zerstörten und nicht wieder aufgebauten Gazastreifen? Die tragische Routine nach jedem Krieg – internationale Hilfe, Wiederaufbau, Versorgung der Invaliden, medizinische Soforthilfe – all das wurde für den Gazastreifen außer Kraft gesetzt. Weshalb?

 

Wo sind die internationalen NGOs, Ärzte, PolitikerInnen, JournalistInnen und ExpertInnen, die nach jedem Krieg die lindernde Aufgabe übernehmen vor Ort zu helfen und vor Ort zu berichten?

 

Gaza – dem „größte Freiluftgefängnis der Welt“ ist offenbar auch jede Besuchserlaubnis entzogen. Als europäische NGOs möchten wir dennoch nichts unversucht lassen Betroffene vor Ort nach Wien einzuladen und damit auch die extralegale Blockade gegen die Bevölkerung des Gazastreifens und Palästinas ein Stück weit aufzubrechen.

 

Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative

Dar al Janub – Zentrum Interkultureller Begegnung,

Kleistgasse 8, 1030 Wien,

Tel.: 0676 / 78-93-413