Internationale Koalition zur Aufhebung der völkerrechtswidrigen Belagerung Gazas:
Vorhaben und Prinzipien
Amnesty International bezeichnet die Blockade Gazas als „eine über die gesamte Bevölkerung Gazas verhängte Kollektivstrafe”, mithin als einen „eklatanten Verstoß Israels gegen seine Pflichten gemäß der vierten Genfer Konvention”.
Human Rights Watch bezeichnet die Blockade als eine „schwere Völkerrechtsverletzung”.
Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter sagt, die Bewohner Gazas würden „wie Tiere” behandelt, und verlangt „ein Ende der Belagerung Gazas”, mit der „anderthalb Millionen Menschen das Lebensnotwendige” vorenthalten werde.
Die international herausragende Gaza-Spezialistin Sara Roy von der Harvard-Universität sagt, es sei „nicht zu leugnen”, dass die Belagerung zu „unermesslichem Leid” geführt habe; Israel habe dafür die „Hauptverantwortung” zu tragen, doch mache sich „die internationale Gemeinschaft, angeführt von den USA und der Europäischen Union, der aktiven Mittäterschaft schuldig”.
Die Rechtslage ist eindeutig. Das Menschheitsgewissen ist erschüttert.
Dennoch dauert die Belagerung Gazas an.
Die Bewohner Gazas beschwören die internationale Gemeinschaft, es nicht bei Ermahnungen bewenden zu lassen.
Es wird Zeit, dass wir die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Der lange Marsch in die Freiheit
Wenn sich das 22-tägige Bombardement jährt, mit dem Israel Gaza einen so hohen Blutzoll abverlangte, wird die „Internationale Koalition zur Aufhebung der völkerrechtswidrigen Belagerung Gazas” Kontingente aus aller Welt nach Gaza entsenden.
Am 1. Januar 2010 werden wir Seite an Seite mit den Bewohnern Gazas gewaltfrei demonstrieren und so die völkerrechtswidrige Blockade durchbrechen.
Wir lassen uns dabei von dem gewaltfreien Widerstand inspirieren, den die Palästinenser seit Jahrzehnten praktizieren – vom Volksaufstand der ersten Intifada bis zu den gegenwärtigen Protesten der Dorfbewohner im Westjordanland gegen den von Israel zwecks Landnahme betriebenen Mauerbau.
Wir lassen uns von den internationalen Freiwilligen inspirieren, die palästinensischen Bauern bei der Ernte Beistand leisteten, von denjenigen, die in See stachen, um die Gaza-Blockade per Schiff anzufechten, und von denjenigen, die sich an den Hilfskonvois beteiligten, um humanitäre Güter nach Gaza zu bringen.
Wir lassen uns von Mahatma Gandhi inspirieren.
Gandhi nannte seine Bewegung Satyagraha – Festhalten an der Wahrheit. Wir halten an der Wahrheit fest, dass die israelische Belagerung Gazas völkerrechtswidrig und unmenschlich ist.
Gandhi sagte, ein gewaltfreies Vorgehen erfordere mehr Mut als Gewalt und erziele auch eine größere Wirkung. Mit der Ausführung unseres Vorhabens wollen wir die Wahrheit der Überzeugungen Gandhis beweisen.
Wir haben keine Angst, wir werden nicht kehrtmachen, wir werden Gaza nicht sterben lassen.
Gandhi sagte, der Zweck gewaltfreier Aktion bestehe darin, das Menschheitsgewissen „wachzurütteln”. Wir wollen die Menschheit dazu bewegen, konkret auf ein Ende der israelischen Brutalität hinzuwirken anstatt sie bloß mit Worten zu verurteilen.
Diejenigen von uns, die in den USA leben, lassen sich überdies von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung inspirieren.
Wenn Israel dem Leben der Palästinenser so wenig Wert beimisst, dann müssen wir uns zur Abwehr der israelischen Brutalität schützend vor die Palästinenser stellen und die Unmenschlichkeit, der sie tagtäglich ausgesetzt sind, am eigenen Leib erfahren – so wie sich Weiße aus dem Norden der USA während des „Freiheitssommers” gen Süden aufmachten, um dort den Schwarzen beizustehen.
Wenn Israel sich über das Völkerrecht hinwegsetzt, dann müssen wir – analog zu jenen Gesetzeshütern, die damals in den Süden der USA entsandt wurden, um national geltendes Recht gegen rassistische Sheriffs durchzusetzen – dem Prinzip der Gewaltlosigkeit verpflichtete Gesetzeshüter aus aller Welt nach Gaza entsenden, um dort international geltendes Recht durchzusetzen.
Aus der innerpalästinensischen Politik halten wir uns heraus. Partei ergreifen wir nur für Völkerrecht und Menschlichkeit.
Mit diesem Marsch wollen wir an die lange Tradition des gewaltfreien Widerstands gegen Israels schamlose Missachtung des Völkerrechts anknüpfen.
Die Belagerung ist illegal.
Die Mauer ist illegal.
Die Siedlungen und die Häuserzerstörungen sind illegal.
Die Abriegelungen und die Ausgangssperren sind illegal.
Die Straßensperren und die Kontrollpunkte sind illegal.
Die Haft und die Folter sind illegal.
Die Wahrheit ist: Würde dem Völkerrecht Geltung verschafft, ließe sich die Besatzung nicht länger aufrechterhalten.
Der Marsch kann nur gelingen, wenn er das Menschheitsgewissen wachzurütteln vermag.
Wenn wir uns den Bewohnern Gazas anschließen, um gemeinsam für Freiheit zu demonstrieren, und Millionen Menschen in aller Welt den Marsch im Internet verfolgen, dann können wir die Belagerung durchbrechen, ohne dass dabei auch nur ein einziger Tropfen Blut vergossen würde.
Wenn die ganze Welt zuschaut, kann Israel uns nicht aufhalten.
Macht alle mit!
Der Gaza-Freiheitsmarsch ist dem Andenken Dr. Haidar Abdel-Shafis und der Zukunft der palästinensischen Kinder gewidmet.