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Leserbrief an den ARD bzgl. der Absetzung einer Diskussion zu Gaza


12. Januar 2009

von Irmgard Pinn

 

 

Sehr geehrte Redaktion,


Änderungen des Fernsehprogramms aufgrund aktueller Ereignisse kommen nicht selten vor. Dagegen kann ich mich nicht erinnern, dass jemals ein Thema von höchster politischer Relevanz und Brisanz zugunsten einer zeitlosen Frage wie "Tabu Freitod" abgesetzt wurde. Oder sollte die Redaktion von "Anne Will" tatsächlich den Selbstmord eines deutschen Unternehmers für wichtiger, interessanter und damit diskussionswürdiger halten als die fortdauernde Bombardierung Gazas?

Meine Erwartung, dazu auf der Homepage der Sendung eine Antwort zu finden, wurde leider enttäuscht. Allerdings entnehme ich dem Zuschauer-Blog, dass ich wohl nicht die erste und einzige bin, die sich über die Gründe des Themenwechsels Gedanken macht. Ich vermute jedenfalls, dass es sich bei den Postings, die als "nicht zum Thema gehörend" (Freitod) gelöscht wurden, um solche Nachfragen gehandelt hat. Glauben Sie wirklich, im Zeitalter des Internets auf diese Weise unbequeme Fragen abblocken zu können? Abgesehen von Grundprinzipien der Medien-Transparenz und Pressefreiheit, der sich gerade eine Sendung wie "Anne Will" doch wohl verpflichtet fühlt.

Ich nehme an, dass der Krieg in Gaza auch am kommenden Sonntag weiterhin aktuell sein wird und hoffe, dass Sie dann nicht wiederum auf ein "unverfängliches" Thema ausweichen. Als Schwerpunkt der Diskussion schlage ich Ihnen die Frage nach dem Umgang der deutschen Medien mit dem israelischen Überfall auf Gaza vor, der in vielen Bereichen eine Wahrung der Prinzipien von professioneller Recherche und kritischer Berichterstattung – nicht zuletzt mit Blick auf die deutsche Regierung und die Bekenntnisse zu einer unbedingten Solidarität mit Israel – schmerzlich vermissen läßt. Geeignete Diskussionsteilnehmerinnen aus Politik und Wissenschaften kann ich Ihnen dazu bei Bedarf gerne nennen.

 

von Irmgard Pinn