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Wiener Linien: Information über Gaza nicht erwünscht


22. September 2008

Ende August 2008 fragte die Kampagne „Gaza muss leben“ bei den Wiener
Linien wegen der Vermietung einer Straßenbahn an. Anlass dazu hatte die
Aktion der israelischen Botschaft gegeben, die mit Hilfe einer
angemieteten Straßenbahn Werbung für das „Urlaubsland Israel“ macht.
Als Kampagne „Gaza muss leben“ war es unser Wunsch, an die humanitäre
Katastrophe im Gazastreifen, für die Israel die Verantwortung trägt,
hinzuweisen.


Ende August 2008 fragte die Kampagne „Gaza muss leben“ bei den Wiener Linien wegen der Vermietung einer Straßenbahn an. Anlass dazu hatte die Aktion der israelischen Botschaft gegeben, die mit Hilfe einer angemieteten Straßenbahn Werbung für das „Urlaubsland Israel“ macht. Als Kampagne „Gaza muss leben“ war es unser Wunsch, an die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen, für die Israel die Verantwortung trägt, hinzuweisen. Leider scheinen die Wiener Linien keine Sympathie für eine humanitäre Aktion zu haben. Auch politische Ausgewogenheit scheint ihnen nicht am Herzen zu liegen, denn unsere Anfrage wurde mit folgender Begründung abgelehnt:

„Die von ihnen gewünschte Veranstaltung würde auf Grund der zeitlichen Nähe zur derzeit laufenden “Israelstraßenbahn“ (Werbeaktion für Israel als Urlaubsland), von den Bürgern eindeutig als politische Aktion wahrgenommen werden.
Zusätzlich würde die zentrale Aussage “Gaza muss leben – Schluss mit dem Embargo“ von unseren Fahrgästen als polit. Botschaft und somit als Gegen,- bzw. Protestaktion zur Israelstraßenbahn verstanden werden.“

Im Folgenden dokumentieren wir das Antwortschreiben der Kampagne „Gaza muss leben“ an die Wiener Linien:

Sehr geehrter Herr Stranz!

Ich beantworte Ihr Schreiben vom 4. September an Stelle von Dr. Gabriel, der momentan auf Reisen ist. Wir bedauern Ihre Entscheidung uns für unsere humanitäre Aktion für Gazas schwerstens leidende Bevölkerung keine Straßenbahn zur Verfügung stellen zu können. Wir hätten ja – nach Rücksprache mit ihnen – das was vielleicht als politisch anstößig empfunden werden könnte, modifizieren oder anders formulieren können. Auch Israels Werbeaktion ist nicht gerade unpolitisch, obwohl es so scheinen mag. Die Aktion ist als Urlaubswerbung getarnt, bezweckt aber für sein aufgrund der 41-jährigen militärischen Besetzung der palästinensischen Gebiete angeschlagenes Image in der Öffentlichkeit Sympathien zu erzeugen.

Urlaub in einem Unruheherd wie Israel, wo das Militär allgegenwärtig ist, ist ja nicht so entspannend wie Urlaub in Portugal oder Griechenland. Ähnliche, von Israel finanzierte, Werbekampagnen mit dem gleichen Zweck, laufen auch in anderen Ländern. Israels Aktion abzulehnen wäre natürlich schwierig, angesichts des politischen Gewichts der jüdischen Gemeinde Wiens, – so klein sie auch ist – im Vergleich zu dem der Palästinenser und ihrer Unterstützer. Ich darf mir erlauben dies zu sagen, denn ich bin selbst Mitglied dieser Gemeinde und weiß daher, wovon ich spreche. Ob die Wiener Bürger unsere humanitäre Aktion als "eindeutig politisch", d.h. als israelfeindlich wahrnehmen könnten, sei dahingestellt. Unsere Aktion wäre doch eher die faire Herstellung eines Gleichgewichts, was ja auch das Ziel eines neutralen Staates wie Österreich sein müsste!

Mit freundlichen Grüßen,
MMag. Peter Melvyn
für das Personenkomitee "Gaza muss leben"