Bewegung im Nahen Osten: Israel stimmt Waffenruhe zu. Interesse an Gesprächen mit Libanon bekundet, aus junge Welt, 19. Juni 2008
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Ab dem heutigen Donnerstag, sechs Uhr, soll eine Waffenruhe für den Gazastreifen beginnnen. Das bestätigte am Mittwoch ein Sprecher der israelischen Regierung, nachdem die palästinensische Hamas einem entsprechenden Vorschlag bereits am Dienstag zugestimmt hatte. Ebenfalls am Mittwoch verlautete aus Jerusalem, daß Israel an »direkten, bilateralen Gesprächen« mit Libanon interessiert sei. Dabei sollten alle strittigen Punkte auf den Tisch kommen, darunter auch der Streit um die seit 1967 besetzten Schebaa-Höfe, einer der Hauptkonfliktpunkte zwischen Israel, dem Libanon und Syrien.
Der sechsmonatige Waffenstillstand mit der von Israel bislang ignorierten Hamas wurde mit ägyptischer Vermittlung erreicht. Regierungssprecher Mark Regev sagte in Tel Aviv, Israel werde die Blockade des Gazastreifens in der kommenden Woche lockern und schrittweise Straßensperren aufheben. Am 22. Juni sollen unter ägyptischer Moderation Verhandlungen über die Freilassung eines gefangenen israelischen Soldaten beginnen, am 26. Juni Gespräche über eine Wiedereröffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen.
Man hoffe auf »eine neue Realität, in der israelische Bürger im Süden nicht mehr Ziel ständiger Raketenangriffe sein werden«, hieß es in Tel Aviv. Seit einem Jahr sind in Südisrael durch palästinensischen Beschuß sieben Israelis getötet worden. Bei israelischen Militärinterventionen im Gazastreifen kamen etwa 500 Palästinenser ums Leben. Im seit zwöf Monaten fast vollständig von der Außenwelt abgeschnittenen Gebiet war die Versorgung der 1,5 Millionen Einwohner mit Treibstoff und Lebensmitteln mehrfach zusammengebrochen. Wie viele Todesopfer die fehlende medizinische Hilfe forderte, ist nicht bekannt.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas rief alle Gruppen im Gazastreifen auf, den Waffenstillstand zu befolgen. Die Organisation Islamischer Dschihad erklärte, der Abmachung »nicht im Wege zu stehen«.
(AFP/AP/jW)